Die letzten Hikes in den Rockies & Canada Day

Die letzten zwei Wochen in den Rockies brechen an, bevor wir die Zelte abbrechen.

Also nochmal die Zeit zum Wandern, Entdecken, Genießen und natürlich auch einen heben (zum Abschied natürlich).

Lake Agnes Tea House – Big Beehive – Plain of Six Glaciers

(18,2 km / 1.017 m Höhendifferenz):

Diese Wanderung startet am äußerst beliebten Lake Louise (am See, nicht im gleichnamigen Ort) und ist im Sommer extrem überlaufen. (Hier der Beitrag als wir am Lake Louise waren und dieser noch völlig gefroren war). Das heißt für uns, relativ früh aufstehen und mit ausreichend Snacks für die Wanderung losfahren.

Wir kommen trotzdem zu spät an und merken dies daran, dass unzählige Parkplatz- und Park Canada Mitarbeiter mit wichtig aussehenden Westen uns so lange durchwinken, bis wir wieder da sind, wo wir losgefahren sind. Im Ort Lake Louise und nicht am See Lake Louise. Denn: die Parkplätze sind alle voll. Wir stellen Curt unten im „Village“ ab und wägen unsere Optionen ab, denn von der Ortsmitte bis zum Wanderstart sind es noch einmal 4 km und das bergauf. Wir entscheiden uns für den Shuttle-Bus und nehmen die zwei letzten verfügbaren Plätze für den nächsten Bus dankend an.

Anders als bei AllTrails (Wanderroutenapp, ähnlich wie Komoot) empfohlen, gehen wir die Wanderung umgekehrt an und starten mit dem Lake Agnes über den Mirror Lake. Das Teehaus am Lake Agnes ist sehr beliebt, 1901 gebaut, soll der Tee vorzüglich sein – wir verzichten lieber, mitunter aufgrund der anstehenden Menschenmengen und halten lieber einen kurzen Plausch mit einem pensionierten Reisepärchen aus den Staaten.

 

    Auf zum Bienenstock!

    Kurz nach dem Lake Agnes schwindet die Anzahl der Menschen und mit dem Anstieg zum Big Beehive begeben wir uns in schwindelerregende Höhen. Der Big Beehive (auf deutsch: Großer Bienenstock) verdankt seinen Namen seinem bienenstockartigen Aussehen und ragt mit seiner Höhe von 2.270 m über den kleinen Bruder Little Beehive heraus.

    Oben angekommen wird Klausi nicht nur Zeuge, sondern Nebenakteur eines vorsätzlichen Verlobungsantrages, indem er in die wichtige Rolle des Fotografen schlüpft und den wichtigen Moment digital festhält. Zugegeben, die Kulisse könnte schöner nicht sein – Lake Louise schimmert mit türkisblauem Wasser, dazu Sonnenschein und unendliche Weite!

    Nach Gratulationsworten und Stärkung in Bagelform ziehen wir weiter zum Plain of the Six Glaciers (zu Deutsch sowas wie Ebene aus sechs Gletschern). Auf dem Weg beobachten wir, wie die Vegetation sich wunderbar wandelt.  Wir erreichen das Plain of Six Glaciers Teahouse, das weniger Bekanntheit genießt als das Lake Agnes Teahouse, aber eigentlich sehr viel einladender ist und unendliche Urigkeit ausstrahlt. Das kleine Holzgebäude wird von weiteren Holzhütten umringt und wir erfahren, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dort vier Tage in der Woche leben. Lebensmittel und Zutaten werden auf den Rücken ebendieser transportiert und oder auch mal mit dem Heli gebracht. Das reduzierte Menü bietet warme Speisen, viele Desserts und vor allem natürlich Tee – den wir direkt probieren müssen!

    Nach einer kleinen Erholungspause im Teahouse streifen wir weiter und wandern zu den Gletschern oder besser gesagt, was davon eigentlich noch übrig geblieben ist. Das ist leider nicht mehr viel (Zukunft ahoi), aber dennoch durchaus beeindruckend. 

    Der Rückweg, der am Lake Louise vorbeiführt, erschließt sich als recht einfacher Abstieg, jedoch stehen uns auch noch die 4 km zurück zur Ortsmitte bevor, denn wir haben den Shuttle nur für die Hinfahrt gebucht. Der Weg ist es wert und wir schaffen auch noch kurz vor Ladenschluss ein paar After-Hike-Bierchen abzustauben, bevor wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz in Banff machen – glücklich und erschöpft. Für mich bisher eine meiner liebsten Wanderungen aufgrund der abwechslungsreichen Szenerien und natürlich dem phänomenalen Ausblick auf Lake Louise vom Big Beehive!

     

     

    Tunnel Mountain Summit

    (4,3 km / 268 m Höhendifferenz):

    Der Weg zum Tunnel Mountain, der Berg nicht weit von dem gleichnamigen Campingplatz auf dem wir seit mehr oder weniger drei Monaten hausen, ist nicht sonderlich lang, aber mit dem Bauch voller Fettuccine ist dieser abendliche Wanderspaziergang auch nicht ganz ohne.

    Der Ausblick am Abend bietet eine hervorragende Sicht auf den in Abendrot gehüllten Nachbarberg Rundle sowie eine wunderbare Aussicht über Banff, bei der man meine, über der Stadt zu schweben.

    Mount Rundle

    (15 km / 1,724 m Höhendifferenz):

    Diese Wanderung war (zumindest für mich) bisher die anspruchsvollste, die ich je gemacht habe. Ein heißer Tag, gefühlt schwieriger überhaupt durchzuatmen (vielleicht durch die Waldbrände, obwohl nichts in unmittelbarer Nähe war) und sobald die Baumgrenze überwunden ist, geht es steil bergauf. Noch steiler, als schon davor und das war auch steeeeeil. Und dann nicht nur steil bergauf, aber steil an einer Steinwand entlang ohne richtige Wegkennzeichnung und steil bergab bei Unvorsichtigkeit. Dazu kommen noch Abschnitte, die die Kanadier als „scramble“ bezeichnen, also Teile, die hochgekraxelt werden, mit Verwendung von Armen und Beinen (aber ohne Klettergurt). Auf dem letzten Abschnitt verengt sich der Weg und selbst ohne Höhenangst wird diese enorme Höhe und senkrechte Felskante deutlich vor Augen geführt. Tatsächlich haben wir diese Wanderung nicht zu Ende geführt und haben den Rundle nicht erklommen. Vielleicht wegen mulmigem Bauchgefühl (diese steile Geschichte muss ja auch noch abgestiegen werden) oder vielleicht, weil wir mal wieder doch etwas zu spät dran waren und diese Wanderung definitiv lieber früh am Tag gestartet werden sollte. Irgendwie frustrierend, aber jut. Rundle, vielleicht kriegen wir dich noch.

    Canada Day

    Der kanadische Nationalfeiertag zelebriert jährlich am 01. Juli die Gründung des Landes Kanada. In jeder Stadt und jedem Ort finden dazu Festivitäten mit Live-Musik, Paraden und natürlich Trunkenheit und Schmaus statt.

    Wir zelebrieren neben dem Canada Day an diesem Tag auch unseren Abschied nach vier Monaten in Canmore und Banff mit den herzlichen Menschen, die wir über die Zeit getroffen haben (wie z.B. Ollie & Pia auf dem Foto) und feiern das Ganze mit Bier und einem ordentlichen Grillen auf unserem Campingplatz!

    Auch wenn wir noch ein paar Tage in der Area bleiben, bevor es tatsächlich mit unserem Roadtrip losgeht, endet somit ein kleiner Lebensabschnitt in den Rockies, das zu „unserem Zuhause“ in letzter Zeit wurde. Auf der anderen Seite haben wir mit Curt natürlich unser Zuhause immer dabei 🙂