Ruckelige Straßen & Atemberaubende Aussichten
Die nächsten 1000 km: Naturwunder, Goldrausch-Charme und wilder Norden.
Wir verlassen den Fox Lake und starten unsere Reise Richtung Dawson City bzw. Anfang des Dempster Highways, etwa 40 km vor Dawson.
Fox Lake – Dawson City, 400 km
Mit Zwischenstopp am Five Finger Rapid und kurzer Wanderung sowie Halt in Carmacks für einen gigantischen Cinnamon Bun, fahren wir heute recht viel, bis wir uns einen Wildcamping-Spot kurz vor dem Dempster Highway aussuchen – wir stehen direkt am Fluss am Leonore Lake, etwa 80 km vor Dawson City. Dazu ganz allein, doch das Wetter ist seit einigen Tagen ein wenig melancholischer; den Waldbränden tut es gut, denn seit den letzten 70 km ist es wieder sehr smoky. Direkt am See beobachten wir ein paar schwimmende Biber, die ihre Runden ziehen.
Dempster Highway
Es geht los, es ist ruckelig vor allem mit Curt, Schlaglöcher zieren den Highway. Klausi macht das super. Ich bin super angespannt. Das gitl als der gute Abschnitt des Dempsters.
70 km bis zum Tombstone Terrirotial Park, hier besuchen wir noch das Interpretive Centre und holen uns ein paar Tipps ab, bevor wir uns auf dem Tombstone Mountain Campground platzieren.
Es regnet immer wieder. Wir kommen gegen Nachmittag an und versuchen uns noch an einem kurzen Trail. Wir kehren um, als es zu regnerisch wird. Die Nacht über, regnet es stark, es schüttet fast. Starker Regen ist nicht unbedingt hilfreich auf einem Demspter Highway.
Den nächsten Tag ist es wettertechnisch ganz angenehm, obwohl Wetterprognosen in Kanada und vor allem im Yukon gar nichts bedeuten, das Wetter kann sich jederzeit ändern. Die einzige 100 %-Sicherheit ist, dass sich das Wetter ändert.
Zwei kleinere Wanderungen stehen an: Zuerst zum Goldsides Trail. Etwa 5 km mit phänomenaler Aussicht und leichtem Anstieg. Yukon‘s Slogan ist ,,Larger than life‘‘ und im Tombstone spüren wir wie wahr, beeindruckend und überwältigend die Umgebung ist! Anders als jeder andere Nationalpark bisher. Durch das Fernglass beobachten wir Karibus, die sich ihren Weg durch das Grün schaffen.
Die zweite Wanderung etwas später: der Grizzly Lake Trail, 6 km teilweise steiler Weg, aber unglaublich lohnenswert. Hier kommen uns ein paar mehr Menschen entgegen, denn auch hier macht der Ausblick nur sprachlos. Durch das Fernglas beobachte ich noch einen Schwarzbären und wir sehen die ersten Murmeltiere.
Wir treten den Rückweg an und fahren den Dempster zurück und weiter nach Dawson City.
Dawson City versprüht den Charme einer Goldsucher-Stadt, eine Stadt gezeichnet von harten, langen Wintern, Goldsuchern, Hippies, Cowboys und allen dazwischen. Für kanadische Verhältnisse ist dise Stadt relativ alt und geprägt von bunten Häuschen, Saloons und Touristenattraktionen. Wer hier ankommt, darf auf keinen Fall die Cancan-Shows im Diamond Tooth Gerties verpassen, wo zum Gamblen und Zocken geladen wird und die wildesten Gestalten aufeinander treffen. Ein Etablissement, das definitiv anders ist!
Nächster Morgen
Mit Kater und einer Menge Eindrücken führt unser Weg weiter über den Top of the World Highway nach Tok, Alaska. Dafür nehmen wir mit Curt das erste Mal eine Fähre. Diese verbindet Dawson City über den Yukon River mit besagtem Highway.
Nach einigen Kilometern und nicht ganz frisch in der Birne, realisieren wir, dass wir vergessen hatten zu tanken und verbringen noch eine Nacht vor Dawson, bevor wir noch zweimal die Fähre nehmen, um in der Stadt tanken zu können. Denn die nächste Tankstelle ist in Chicken, Alaska, 160 km weiter. In diesem Fall better safe, than sorry.
Top of the World Highway & Rein nach Alaska
Mit vollem Tank und nach einiger Wartezeit an der Fähre (eine Baumaschine musste auf die andere Seite des Yukon River) geht es heute los Richtung Alaska über den Top of the World Highway. Der Highway – eine Schotterpiste, weniger bekannt als der Dempster Highway. Daher wissen wir nicht zu 100 % wie die Straßenkonditionen sind oder was uns erwartet. Für die US-Grenze nach Alaska haben wir unser ESTA digital bereits vor einigen Wochen beantragt.
Der Ausblick ist wieder unglaublich, auch wenn es an diesem Tag ziemlich bewölkt ist. Straßentechnisch fährt sich Curt recht geschmeidig und ohne groß Bekanntschaft mit Schlaglöchern zu machen.
Die Grenze passieren wir innerhalb von 10 Minuten. Wir werden nach den Pässen gefragt, der RV wird geparkt und wir geben die Fingerabdrücke ab – dann macht der Grenzbeamte noch einen Witz zum Wetter und schönen Tag, das war’s.
Nach der Grenze fängt es an zu regnen, noch nicht so stark – Klausi fährt bis nach Chicken, die erste „Stadt“ in Alaska. Dieser Ort besteht aus einer Tankstelle, einem Café, einem Saloon und einem RV-Park, that’s pretty much it.
Anlässlich des Namen stehen noch überall unterschiedliche Hühner-Figuren rum. Die Stadt Chicken sollte eigentlich Ptarmigan heißen: Aufgrund der Verbreitung des Schneehuhns (auf Englisch: Ptarmigan). In der Gegend wurde dieser Name als offizieller Name für die neue Gemeinde vorgeschlagen. Allerdings konnte man sich nicht auf die Schreibweise einigen und „Chicken“ wurde verwendet, um Peinlichkeiten zu vermeiden. (Quelle: Wikipedia)
Ab da fängst es an zu schütten, Schlaglöcher häufen sich und Bodenwellen kommen auch noch dazu. Dieser Highway wurde auf Permafrost gebaut (ein Untergrund, dessen Temperatur für mindestens zwei Jahre ununterbrochen unter 0 °C bzw. dem lokalen Gefrierpunkt liegt). Der Permafrost unter der Autobahn taut auf, wodurch das Gelände absackt. Das wiederum verbiegt und verzerrt die Straße selbst.
Wir wollen heute noch nach Tok, das ist etwa 300 km südwestlich von Dawson City. Schade, dass es so viel regnet, denn so können wir die Aussicht nur wenig genießen, denn von unendlicher Berglandschaft ist wenig bis gar nichts zu erkennen.
Nach kurzer Regenpause fahren wir weiter und es fängt ziemlich schnell wieder an zu schütten, also kurz an die Tanke um Geld abzuheben, Snacks einzukaufen und Geld zu wechseln, denn der ausgesuchte Campspot ist mit Selbstregistrierung, sprich wir brauchen US-Dollar zum Bezahlen (denn wir brauchen heute Stromanschluss). Dafür hat der Campspot echt Charme, mit überdachtem kleinen Außen-/Küchenbereich sowie einem Kachelofen an jedem Platz. Bringt uns heute nichts, denn es schüttet die ganze Nacht durch und wie viel!