Vanlife: Zwischenfazit nach 3 Monaten

Rockies im Wohnmobil:
Die Bewertung

Falls du dich auch schon mal gefragt hast, ob Vanlife was für dich wäre und was eigentlich an der Insta-Vanlife-Romantik dran ist, hier ein kleiner Faktencheck:

  • Drei Monate im Curt gelebt, 2x Mal Propan aufgefüllt für ca. je 50 CAD und einige Tankfüllungen (Benzin ist eine Sache, die günstiger in Kanada ist, Gras ist die zweite) 
  • Der Tank frisst natürlich ordentlich, beinhaltet ca. 120 L und reicht für 400 km, je nach Strecke
  • Eine Werkstatt für einen alten RV (Wohnmobil) in den Bergen zu finden, ist nicht immer leicht: Einer arbeitet nicht mehr an Wohnmobilen, der andere macht nur Einrichtung, aber keine Mechanik, der dritte nur Mechanik, aber nichts mit Propan, der vierte arbeitet nicht an so alten Modellen…
  • Für die Reparatur der Heizung bzw. letztendlich Erneuerung haben wir insgesamt 2500 CAD reingesteckt, dafür 3 Mal hin und zurück nach Calgary gefahren (Spritkosten ahoi), ein Mal vor der Werkstatt übernachtet und Stunden in der Werkstatt gewartet, da mitten im Industriegebiet – Lirum Larum. Jetzt ist Sommer, wir haben eine funktionierende Heizung und sind gewappnet für den Winter!
  • Campingplätze in den Rocky Mountains sind teuer und beliebt, im Schnitt 40-50 CAD/Nacht, mit Feuererlaubnis und Feuerstelle und manchmal Bearbeitungsgebühr – hätten wir besser geplant, hätten wir uns viel Geld bei den Gebühren sparen können, aber da wir keine Planer sind, wechseln wir zum Sommer hin manchmal täglich den Campingsplatz (in Banff gibt es drei große nebeneinander und teils zusammenhängend), was manchmal anstrengend ist und manchmal schön.
    • Im Sommer (für die Kanadier heißt das Juli & August) wird Banff zum Zoo – das Örtchen mit 7000 Einwohner, wird von Touristen geflutet, letztes Jahr waren es fast 700 000 Besucher allein im Juli. Das bedeutet: lange Warteschlangen vor Restaurant und Cafés, steigende Preise für Unterkünfte, ausgebuchte Campingplätze und überfüllte Busse. Für uns bedeutet das: wir haben genug gesehen und hauen ab in die andere Richtung.
    • Kochen im Curti unterscheidet sich wenig vom Kochen daheim, außer das die Arbeitsfläche kleiner ist und der Gedanke vermehrt aufploppt, ob wirklich noch ein zweiter Topf für die Soße benutzt werden soll, zwecks Abwasch und so
    • Die Abwassertanks müssen etwa alle 2-3 Tage geleert werden, dementsprechend auch das Wasser aufgefüllt
    • Der Blick auf Wasserverschwendung und -Verwendung wird geschärft, du weißt wie viel du etwa verbrauchst und das ist pro Kopf nicht gerade wenig und wenn die Pumpe laut wird, weißte: das Wasser muss wieder aufgefüllt werden
    • Auf den größeren Campingplätzen wie auf Tunnel Mountain in Banff gibt es am Eingang Dumping- und Wasserstationen. Abseits der Campingplätze hilft die App iOverlander unglaublich weiter, denn die zeigt neben den besagten Einrichtungen, auch kostenlose Camping- und Rastmöglichkeiten auf im Nationalpark, wie wir in Banff sind, ist Wildcampen jedoch streng verboten und es drohen hohe Strafen durch die Park Ranger
    • Zu den größten Kosten zählen Sprit, Campinggebühren, Essen und in unserem Fall noch Bier und Spaßkosten. Propan (für Herd, Ofen, Heizung) ist dafür relativ günstig und hält zumindest im Sommer lang. Der unberechenbare Faktor ist der Anteil an Reparaturen bzw. Ausbau und womögliche zukünftige Geschichten. (Der Kühlschrank ist auch von 1985 und hat hin und wieder Faxen gemacht, aber läuft…)
    • In Exshaw, einem Mini-Industrieörtchen neben Canmore finden wir eine Werkstatt, die einmal Curti durchcheckt. Dabei lassen wir auch gleich den Ölwechsel und so Krams durchführen. Curti wird hochgelobt, ,,mechanically sound“ und als ,,Diamond‘‘ bezeichnet. Der Chevy hat im Sommer von unseren Vorgängern ein neues Getriebe bekommen und das wohl direkt aus der Fabrik von General Motors – das hören wir natürlich gern mit Hinblick auf den bevorstehenden Roadtrip
    • Wir dachten, Curt sei groß, aber nach einiger Zeit auf den Campingplätzen sehen wir, dass wir eher zur kleineren Campingkomfortgröße gehören. Die Proficamper sind mit gigantischen Bussen unterwegs, bei denen sich Bereiche ausfahren und somit vergrößern lassen, dazu noch mindestens ein Pick-up-Truck für die einfacheren Stadtfahrten oder das Ganze auch als Trailer-Version, der vom Pick-up-Truck oder Wrangler Jeep gezogen wird. Nicht selten, hängt noch ein Quad, Bötchen oder Golf-Caddy dran.
    • Wenn es regnet oder gar gewittert, hören sich die Tropfen im Inneren noch viel stärker an und es ist richtig muckelig gemütlich, allerdings haben wir nach dem letzten Starkregen auch eine undichte Stelle entdeckt, die hoffentlich nicht so dramatisch ist (Daumendrücken!). Der Plan ist, in Edmonton hierfür ein paar Tage zu nehmen und den ganzen Curt neuzuversiegeln, Klausi hat sich schlau gemacht, was, wie und wie rum wir das angehen.
    • Als digitale Hobos haben wir aufgrund der hohen Kosten (einmalig 800 CAD, monatlich 170 CAD) noch gezögert uns Starlink (Elon Musk‘ Satelliten-Internet) anzuschaffen, gearbeitet wurde mit mobilen Daten oder mehr noch in Cafés. Jedoch ist es in manchen Gebieten die einzige Möglichkeit, Internet zu beziehen. Vielleicht haben wir etwas lang gewartet, denn eigentlich wäre es direkt eine Erleichterung gewesen – anyhow, lieber später, als nie. Nun sind wir auch mit Starlink ausgestattet, allerdings nur, wenn wir an Strom angeschlossen sind.
    • Wir haben ein einziges kleines 12V Solarpanel, das mit bestem Willen nicht für solche Späße ausreicht. Komplettes Set-up, neue Batterie und Panels, damit wir komplett losgelöst rumdüsen könnten, würde uns nochmal 2500 CAD in Summe kosten und das ohne Installationskosten – wir arbeiten darauf hin 
    • Wie vielleicht merklich, ist Vanlife nicht nur unbeschwertes Rumdüsen und jeden Tag an einem neuen Ort aufwachen, sondern auch Logisitik, Instandhaltung und regelmäßige und oft kostspielige Abstecher zum Mechaniker, jedoch bedeutet es auch Freiheit, Mobilität und auch unser privates kleines rollendes Eigenheim – nach dem längeren Roadtrip in den Yukon gibt es die nächste Evaluation 🙂